Mittlerweile sind wir ja RICHTIG Down Under. Wir sind schließlich in dem Land angekommen, in dem wir die nächsten fünf Monate verbringen werden, und euch nun volle zwölf Stunden voraus. Aber der Reihe nach.
Am Freitag Morgen hieß es nach elf schönen Tagen Abschied nehmen von Australien. Nachdem die nette Empfangsdame in unserem Hostel den Airport Transfer Bus noch mal zurück gerufen hat (den haben wir nämlich aus zwei unerfindlichen Gründen verpasst ;) ) haben wir es dann auch noch rechtzeitig zum Flughafen geschafft – um dann festzustellen, dass unser Flug nicht um 10:40 Uhr sondern um 11:40 Uhr ging. Der Abflug verspätete sich dann noch mal ein wenig aber schließlich hoben wir ab Richtung Neuseeland. Übrigens mussten Andi und Joe mal wieder ihr halbes Handgepäck auspacken. Andi, weil seine verstaute Kabelsammlung aus diversen Synchro- und Ladekaneln im X-Ray wie Sprengstoff aussah und Jochen weil er ein Glas mit Instant-O-Saft-Pulver in der Tasche hatte und dass wohl ausgesehen haben muss wie Koks. :-D
Wir sind um ca. 17:30 Uhr Ortszeit in Auckland gelandet. Aber so einfach kommt ja nicht aus dem Flughafen raus. Das ganze Untersuchungsprozedere inklusive Zoll und Gepäck checken kannten wir ja schon aus Australien. Allerdings legt Neuseeland, vermutlich auf Grund seiner geringen Größe, Abgeschiedenheit und damit auch gewisser Sicherheit vor Seuchen und anderem Krams, wesentlich mehr Wert auf diese Kontrollen. Insgesamt mussten wir fünf Stufen durchlaufen:
Im Flugzeug mussten wir wie gewohnt unsere Einreisekarten ausfüllen. Neben uns schon bekannten wurden hier aber auch weitere Informationen abgefragt. Zum Beispiel mussten wir angeben, dass wir in den letzten 30 Tagen auf Campingplätzen und im Wald unterwegs waren, dass wir Tiere angefasst haben oder dass wir Trekking Stiefel und Gegenstände im Wert von mehr als 700 Neuseeland Dollar (ca. 400 Euro) mit uns führen. Überhaupt mussten wir außerdem auflisten, in welchen Ländern wir uns in den letzten zwölf Monaten aufgehalten haben.
Am Zollschalter wurden wir von einer Zollbeamtin aufs genaueste zu den von uns gemachten zollrechtlichen Angaben befragt. Was wir mit unseren Laptops vorhaben (Wert über 700 NZ$), wie lange wir bleiben und was wir in Neuseeland vorhaben, zum Beispiel. Außerdem mussten wir hier unsere E-Ticket-Belege vorlegen, die beweisen dass wir bereits ein Rückflugticket gekauft haben!
Der Herr an der nächsten Kontrollstation befragte uns zu den Angaben, die wir bezüglich der Tiere, Schuhe und anderem biologischen Zeug gemacht hatten. Ab hier hatten wir unser komplettes Gepäck dabei.
Nachdem das erledigt war, wurden wir weiter gereicht zur Kontaminationsstation. Hier wurde jede Tasche die irgendetwas ungewöhnliches enthielt einzeln auseinander genommen. Wir mussten Gott sei Dank nur unsere Stiefel vorzeigen und konnten dann weiter.
An der letzten Station wurde dann das gesamte Gepäck noch mal geröntgt um absolut sicher zu gehen, dass nichts übersehen wurde.
Nach dieser letzten Kontrolle konnten wir dann den Sicherheitsbereich endlich verlassen und trafen auch gleich unseren Airport-Pickup-Menschen der, wie sich heraus stellte, nicht viel älter als wir und selbst Student an der Uni von Auckland ist.
Er brachte uns zu einem vom Herrn Manthei empfohlenen Hostel (Base Backpackers), dass sich auch als ganz passabel heraus stellte. Nachdem wir eingecheckt hatten machten wir uns natürlich direkt auf in die City – auch um schon mal ein paar Informationen über den geplanten Autokauf und die Wohnungssuche zu suchen. Schließlich genossen wir am Viaduct Quay mit Blick auf einen der zahlreichen Yachthäfen Aucklands (die Stadt wird auch „Stadt der Segel“ genannt) unser erstes Dinner in Neuseeland. Für Joe und mich gab’s eine herrliche Meeresfrüchteplatte mit Fisch, Tintenfisch, Miesmuscheln, Austern und allem was dazu gehört.
Danach liefen wir noch ein wenig durch die Stadt und tranken in der Hostel eigenen Disco-Bar noch ein Bier.
Heute morgen sind wir dann mit großen Hoffnung zu einem Auto-Markt aufgebrochen um, mit ein bisschen Glück, ein Auto für die nächsten fünf Monate zu kaufen. Und Leute, Glück hatten wir dann auch. Zwar kamen wir erstmal an ein paar 20 Jahre alten Vans vorbei (einer davon hatte über 900.000 km auf der Uhr!!) aber dann sahen wir einen auf den ersten Blick ganz gut wirkenden Ford Mondeo Kombi. Schnell kamen wir mit dem australischen Besitzer ins Gespräch und erfuhren allerhand über die Geschichte und die Eigenarten des Wagens sowie seines aktuellen Halters. Abgesehen von einer total ramponierten hinteren linken Seitentür und einer defekten Klimaanlage schien er aber völlig ok. Außerdem war er 1999er Baujahr und erst (für Backpackerfahrzeuge ist das nicht viel) 250.000 Kilometer gelaufen. Das einzige was uns wirklich stutzig machte war der Preis. Der Australier wollter nur 1.650 NZ$ dafür haben. Dazu muss man wissen, dass alle diese Fahrzeuge auf den «Backpackers Car Markets» zwischen 500 und 5000 NZ$ verkauft werden. Nach weiterem Nachhaken warum der Wagen so günstig sei, entschieden wir uns zu einer Probefahrt. Da diese sehr gut verlief und der Wagen nach anschließendem, abenteuerlichem Test, der vor Ort von zwei wirklich sonderlich wirkenden, jedoch absolut kompetenten, Gestallten mit mobiler Autowerkstatt, für gut befunden wurde, einigten wir uns mit dem Autralier auf 1.500 NZ$ und hatten somit unser Auto für Neuseeland.
Jetzt würde in Deutschland der Part beginnen bei dem man das Auto ummelden muss, verschiedene Behördengänge zu erledigen hat und sich darum Gedanken machen muss, welche Versicherung man wählt. Also so seine liebe Müh' mit dem Verwaltungsapparat hat. Nicht so in Neuseeland. Wir sind mit dem Australier einfach zum nächsten POSTAMT(!) gefahren. Dort wurde dann kurzerhand der Wagen per supereinfachem Formblatt umgemeldet. Wir erhielten einfach einen neuen Aufkleber für die Windschutzscheibe und gut. Das ganze hat keine 10 Minuten gedauert! Versichert wird das ganze über eine sogenannte «Third Party Insurance for Backpackers». Die wird einfach telefonisch beantragt und schützt uns im Falle des Falles vor den Kosten, die der anderen am Unfall beteiligten Partei entstehen. So hatten wir in nur vier Stunden unser neues Auto. Zack. Einfach so.
Mittlerweile war es Mittag und da wir einen Satz neuere Frontreifen brauchten, entschieden wir uns, dem Tip des Mechanikers zu folgen, der unseren Mondeo überprüft hatte. Er empfahl uns eine Firma Namens Drury Tires in dem Ort Drury, südlich von Auckland. Dieser Tip sollte sich auch als goldrichtig herausstellen und jetzt fahren wir mit einem guten Second-Hand-Satz neuer Vorderreifen durch die Gegend. Dieses kleine Familienunternehmen möchten wir jedem ans Herz legen, der mit seinem Auto durch Neuseeland fahren will. Die Mitarbeiter dieses kleinen Familienbetriebes sind nämlich gleichzeitig tolle Reiseberater. Außerdem erfuhren wir, wo wir im Ort gute neuseeländische Küche für einen angemessenen Preis aufgetischt bekommen würden. Auch diesen Tip nahmen wir gerne an und so kamen wir an unser erstes typisch neuseeländisches Gericht. Lammbraten mit Minzsoße, dazu gebackener Kürbis, Erbsen und Süßkartoffeln. Saulecker.
Um ca. 17:30 Uhr waren wir wieder im Hostel. Der Plan war, noch kurz was einzukaufen, um dann am nächsten Morgen gemütlich in Richtung Wellington am Südende der Nordinsel aufzubrechen und dort eine Fähre nach Picton auf der Suedinsel zu bekommen. Uns wurde allerdings von verschiedenen Leuten ans Herz gelegt, die Fähre im voraus zu buchen, da sonst ein Platz fürs Auto nicht garantiert werden könne. Gesagt getan. Es war ja schließlich erst Samstagabend. Genug Zeit also, um einen Platz für Sonntagabend oder Montag Morgen zu buchen. Also riefen Andi und Jochen bei den zwei Fährgesellschaften an, die die dreistündige Überfahrt anbieten. Hier wurden die Informationen etwas unübersichtlich. Klar wurde jedoch das wir weder für Sonntag Abend, noch für Montag morgen einen Platz bekommen würden. Hinzu kommt, dass die Fähren nur um 08:00 Uhr morgens, 13 Uhr und 18:00 Uhr abends verkehren.
Plötzlich tauchte allerdings ein Angebot für die Fähre am Sonntag morgen auf! Da wir bereits ein Auto hatten und uns so schnell wie möglich auf den Weg zur Südinsel machen wollten trafen wir die bisher spontanste und riskanteste Entscheidung unseres Trips: Wir buchten einen Platz auf der 08:00 Uhr Fähre.
Der Agent sagte uns, dass wir spätestens um 07:00 Uhr am Anleger eintreffen müssten. Ok es war kurz vor sieben am Abend. Von Auckland nach Wellington sind es knappe 700 Kilometer. Richtige Autobahnen gibt es aber nur um Auckland herum. Der Rest ist geschlängelte Landstraße von der wir keinen Meter kannten. Wagemutig stürzten wir uns in die Nacht!!... Road Trip!!!
Diese verlief allerdings total ruhig und das einzige was uns ein bisschen beunruhigte war, dass die Tankanzeige nach 300 km immer noch «voll» anzeigte. Schließlich trafen wir um 04:00 Uhr morgens überpünktlich am Anleger in Wellington ein und legten uns noch drei Stunden aufs Ohr.
Die Fahrt mit der Fähre war sehr ruhig und um kurz nach zehn tauchten die ersten Küstenlinien der Südinsel auf. Da wir nachts gefahren waren, hatten wir bis dahin noch nichts von der Neuseeländischen Landschaft gesehen. So bekamen wir schon bei der Abfahrt von der Fähre einen ersten Eindruck von der Landschaft dieses unglaublichen Landstriches. Und ob ihr es glaubt oder nicht wir waren noch keine 30 km gefahren, da glaubten wir uns teilweise in Rohan wieder zu finden. An unseren Fenstern zogen weite huegelige Landschaften, bewachsen mit braun-gruenem Gras vorbei, die immer wieder gespickt waren mit grossen Felsen. Echt der Wahnsinn! Noch nicht exakt das Filmset, aber schon nahe dran.
Unser erstes Ziel auf der Südinsel hieß Kaikoura. Dieses Städtchen an der nördlichen Ostküste war von 1843 bis in die 1930er Jahre ein Zentrum des Walfangs. Die Meerestiefe beträgt auf einem breiten Streifen um die Küste an dieser Stelle nur 80 bis 100 Meter, fällt dann aber schlagartig auf über 800 Meter ab was dazu führt das an dort kalte und warme Strömungen aufeinander treffen und hierdurch jede Menge Plankton und andere Nahrung für die Wale aufgewirbelt und an die Wasseroberfläche getragen wird. Das zieht natürlich die Wale und andere Meeressäuger an.
Auch heute noch lebt das Städtchen zu einem großen Teil von den Walen. Jetzt natürlich von den tausenden Touristen die jedes Jahr kommen um die riesigen Tiere zu bewundern.
Kaikoura ist aber auch für einen anderen Bewohner des Meeres bekannt, der allerdings mit Vorliebe verspeist wird – die Languste. Die gibts hier nämlich im Übermaß. Das hat dem Örtchen auch seinen Namen eingebracht. Kaikoura ist Maori und setzt sich zusammen aus «Kai», was so viel wie «essen» bedeutet und dem Wort «Koura», dass für «Languste» steht.
Und dort sind wir nun. Unser Auto hat die ersten 850 km gehalten und wir vertrauen weiter auf unsere bereits liebgewonnene Schrottmühle. Hier haben wir uns nun ein nettes kleines Hostel gesucht und spannen ein wenig aus. Das Hostel hat einen kleinen Fluss hinterm Garten und ein Kanu und ein Kayak mit dem wir erstmal ein wenig gepaddelt sind. Dann waren Joe und ich was einkaufen. Gleich gibt's Spaghetti frutti di Mare. Und dann werden wir die action-reichen letzten 48 Stunden noch mal revu passieren lassen.
Ach ja, fasst hätt' ich's vergessen. Andi und Joe werden morgen früh ziemlich früh aufstehen. Die haben nämlich eine der vielen Whale-Watching-Touren gebucht. Abfahrt ist um 6:15 am. Ich werde nicht mitkommen da ich mein Budget für ein anderes Abenteuer, das an dieser Stelle noch unerwähnt bleibt, schonen will.
Wir hoffen euch hat unsere neuster Bericht gefallen und ihr seid gespannt auf den nächsten. Der kommt bestimmt!
Bis dahin, gehabt euch wohl!
Der Reini
3 Kommentare:
Bin am Staunen. Hätte gar nicht gedacht, dass Neuseeland auch so abenteuerlich ist. Um eure Schrottkiste beneide ich euch jetzt schon - und um die vielen Kilometer, die ihr auf einsamen Landstraßen bei lauter Musik damit wegschrubben werdet.
Ich wünsche Euch noch viel Spaß. Vor allem beim Besäufnis in der o-week... (Dafür ist sie ja schließlich da.)
Bis dann, die anne (die ein langweiliges deutsches leben führt, keine freunde mehr hat, schlechtes essen und schlechtes wetter erdulden muss und 24-7 an ihrer Diplomarbeit tippt)
Also, wenn ihr so weiter schreibt, dann kommen euch bald alle besuchen und wollen mitmachen!
Und.. ich bin ja mal gespannt, für welches Abenteuer du sparst. Ich hab dir doch gesagt, Reini (oder Ryan), wenn du nackt springst ist das umsonst!
:D
LG Martina
hallo ihr drei, toller Bericht, den sollten mal unsere Bürokraten lesen. Hoffe Euer Auto hält durch. Bin aber schon gespannt, für welches Abenteuer Du dich entschieden hast, Ryan(y). So eine Möglichkeit zum Whale-watching sausen zu lassen, heisst ja schon etwas.
so long
Schorsch
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