Meine sehr verehrten Damen und Herrn,
aus den unergründlichen Weiten der neuseeländischen Südinsel, grüßt Sie, Jochen. *g* Ich hoffe, unsere bisherige Berichterstattung fesselt euch genauso, wie uns die Reise an sich.
Bevor ich unseren Bericht weiterführe, sei an dieser Stelle ein ganz besonderer Gruß an meine Angehörigen gerichtet. Leute, mir geht es gut, ich lebe noch!! Erklärungen folgen ;-)
Nachdem wir nun einige Tage an der Westküste verbracht haben, zog es uns von Haast, unserer letzten „Blogstation“ ins Landesinnere, mit dem eigentlichen Ziel, am Abend eine der bekanntesten Städte Neuseelands anzusteuern: Queenstown, das als die Welthauptstadt der Adrenalinjunkies bezeichnet wird.
Eine kurze Zwischenstation sollten die beiden Seen Hawea und Wanaka sein, um Andis und meiner bisher nicht unbedingt glorreichen Ausbeute in Sachen Fischerei ein bisschen Abhilfe zu schaffen. Nach ein paar sehr schönen Wasserfällen mit erneut türkisblauen Flüssen erreichten wir den Lake Hawea, der zum einen sehr berühmt für seinen Fischreichtum ist, zum anderen die wohl schönste Farbe besitzt, die ich je gesehen habe. Ich hoffe wirklich, dass die Bilder das einigermaßen würdevoll rüberbringen werden. Naja, und ihr werdet es ahnen…. zwei wunderschöne Angelplätze, jedoch kein Fisch, der sich dazu bereit erklären wollte, unserer Schmach ein Ende zu bereiten. Kurzerhand beschlossen wir zu dem anderen See, dem Lake Wanaka, mit gleichnamigen Touristendorf, zu fahren. Dieses schnuckelige Dorf ist bei den Neuseeländern sehr beliebt, wenn es nicht sogar des Neuseeländers liebstes Feriendomizil ist, denn auch hier kann man allerhand erleben, von schönen Fahrradtouren, über Kajakfahren, Segeln, Wasserskifahren…. ja, und auch Angeln. *g* Nach einer kurzen Einweisung bei der Tourist Information, wo denn DER Angelplatz schlechthin sei, fuhren wir zu einem einsamen Platz, wo der See in einen Fluss mündet. Der Rest lief wie gehabt, alle Variationen von Blautönen im Wasser, Fische, die wie verrückt nur einige Meter von uns entfernt aus dem Wasser hüpften, und uns nur blöd dabei anzugrinsen scheinen…. jedoch wieder kein Angelglück! Zum Glück sind die Gewässer hier so atemberaubend, sonst würde sicherlich bald unsere Motivation nachlassen…… Wartet nur, wir kriegen euch am Ende doch noch, hehehehe !!!! *g*
Nun ja, also gab’s am Abend halt wieder Seafood im Lokal mit tollem Ausblick auf den Lake Wanaka. Da wir ja unser Zelt nicht umsonst gekauft haben, fuhren wir am Abend etwas aus dem Dorf heraus und verbrachten eine weitere bitterkalte Nacht in unserem Plastik-Hostel.
Am nächsten Tag sollte es dann endlich soweit sein… Queenstown, wir kommen!! Zur Sicherheit riefen wir direkt am Morgen bevor wir losfuhren ein Hostel an, um ein Zimmer zu bekommen, es war schließlich Sonntag, und Queenstown ist, wie schon gesagt, sehr beliebt. Ein weiter Anruf wurde meinerseits getätigt… dazu jedoch später mehr. ;-)
Nach etwa anderthalb Stunden Fahrt, erreichten wir Queenstown und gönnten uns erstmal ein reichhaltiges Frühstück in der wirklich schönen Cafépromenade. Zurück in unserem Hostel trennten sich die Wege von uns dreien, was ja schon Seltenheitscharakter hat. Andi zog es vor, nach einer kleinen Runde Frisbeegolf im Park einen nahe gelegenen, und mit sicherlich wunderschönem Ausblick auf Queenstown ausgestatteten Berg zu erklimmen. Reini holte ein bisschen Schlaf nach, da die Nacht im Auto wohl nicht ganz so zufrieden stellend war. Und ich…naja, ich entschied mich dazu, mir einen lang ersehnten Traum zu erfüllen, und mich in 12.000 Fuß Höhe aus einem Flugzeug zu stürzen, auch Fallschirmspringen oder hier Skydiving genannt. Wie schon erwähnt, ist Queenstown DIE Metropole für allerlei Extremsportarten. Gesagt getan, nach 40 minütiger Anfahrt zum Glenorchy International Airport (eine Art Schafswiese mit Windhose) gab es kein Zurück mehr. 9.000 oder 12.000 Fuß, wurde ich gefragt, und da ich mir dachte, so was machst du eh nicht mehr, antwortete ich: „12.000!“. Wenn schon, denn schon! Es folgte eine Sicherheitseinweisung und eine wirklich eindrucksvolle DVD, die einem die Angst nehmen und die Vorfreude steigern sollte, was durchaus wirkungsvoll war. Nach einem kurzen Vertrauenscheck meinerseits gegenüber dem Mann, der mein Leben buchstäblich auf seiner Brust tragen würde, ging es ins Flugzeug. Da ich gleichzeitig mein Erlebnis auf DVD festhalten wollte, kam noch der Kameramann mit und wir flogen los. Nun sollte ich auch erfahren, was der Fahrer zum „Airport“ damit meinte, dass allein der Flug das Erlebnis wert sei. Einfach unglaublich!! Als wir dann unsere Absprunghöhe erreicht hatten, die Luke aufging und ich zusammen mit meinem Anhängsel auf meinem Rücken zu der Kante robbte, wurde mir zum ersten Mal klar, was ich hier im Moment gerade tat, denn bis dahin hatte ich untypischerweise für mich, nicht die geringsten Zweifel oder Befürchtungen. Die letzten Worte meines Springers „Let’s get out and have some fun!“ hörte ich schon gar nicht mehr. „Three, two, one……“ Wooooooooooooooooooooowwwwwwwww. *gg* Also, ich sag mal so, das Sitzen auf der Kante und die ersten 3 Sekunden sind echt komisch, da man sozusagen noch ein bisschen rumtaumelt um seine Flugposition zu suchen, aber dann……. Wer das nicht macht, ist selber schuld, 50 Sekunden freier Fall, du vergisst alles um dich herum, es kommt dir vor wie 10 Sekunden, aber die besten 10 Sekunden ever!! Zusätzlich noch der Typ vor dir in der Luft, der dich filmt und dir im Flug die Hand gibt… Wahnsinn! Nachdem die Reißleine gezogen wurde, folgte ein etwa fünf minütiger Gleitflug auf dem ich den See und das Gebirge unter mir so richtig genießen konnte. Unten angekommen folgte ein Grinsen, das bis heute andauert und die Frage: „May I get up, another time?“ *g* Ich würde es jeder Zeit wieder tun, und ich werde es auch definitiv irgendwann!!
Nun ja, zurück im Hostel erzählte ich den anderen beiden erstmal mein Erlebtes und auch die Empfehlung des Busfahrers, was eine nette Abendbeschäftigung, sprich Kneipe, anbelangt. Gesagt, getan, nach kurzer Dusche und ein paar Mails ging es Richtung Downtown. Zu Essen gab’s Pizza bei einem guten Italiener, der skurrile Gerichte hatte, wie z.B. den typischen Lammbraten, jedoch auf Pizza. Naja, wie auch immer. In der Kneipe, Altitude mit Namen, spielte eine Liveband, die wirklich gut, aber emotionslos war. Kein Vergleich zu der Band in Byron Bay. So endete unser Tag schon um zwölf.
Am nächsten Morgen, es ist mittlerweile Montag, wussten wir erst nicht so genau, wie wir uns organisieren sollten, sprich, wie unsere weitere Planung aussehen sollte. Wir wussten, unsere nächste Station ist der Milford Sound, aber wir wussten nicht, ob wir noch einen Tag in dem schönen Queenstown verbringen sollten. Da Reini sich aber doch dazu entschloss, den eigentlich ersehnten Bungeejump nicht zu machen, hielt uns nichts mehr in Queenstown und so riefen wir in Milford Sound an und buchten eine Kajaktour, das MUST DO, für den nächsten Tag. Da leider das einzige Hostel in dem Ort ausgebucht war, mussten wir wohl oder übel campen. Los ging es also Richtung des wohl meist fotografierten Fjords der Welt. Unsere erste Zwischenstation war der Ort Te Anau, dem letzten Dorf auf dem Weg nach Milford, bevor man zwei Stunden durch pure Wildnis fährt. Dort wird einem auch dringend geraten, noch mal das Auto voll zu tanken, weil danach wirklich gar nichts mehr kommt.
Da wir jedoch in Queenstown schon getankt hatten, haben wir nur einen kurzen Stopp im Supermarkt gemacht, uns über ein paar Highlights auf dem Weg erkundigt und sind auch gleich weitergefahren. Die erste Station auf den 120 km von Te Anau nach Milford waren die Mirror Lakes. Hm, warum die wohl so heißen, könnt ihr euch sicher denken! Ätzend!! ;-) Leider war wirklich bisl Wind, so dass wir nur das absolut klare Wasser und viele neue Blautöne bewundern durften.
Da unsere Kajaktour am nächsten Morgen schon um 8:15 Uhr starten sollte, beschlossen wir, unsere Nacht an einer der zehn Campingmöglichkeiten auf dem Weg von Te Anau nach Milford zu verbringen. Natürlich versuchten wir als erstes den, der am nächsten liegt….. und wir hatten Glück. Nach zehn minütigem Zeltaufbau ging es jedoch noch ein Stückchen weiter, um noch einen weiteren Wasserfall auf unserer Neuseelandreise zu erblicken. Vor allem der Abfluss des Humboldt Falls war wiedermal türkis-schön! Leider muss man jedoch sagen, dass die Wasserfälle auf Grund der anhaltenden Sonnenscheinperiode (wie ätzend!! *g*) nicht ganz so spektakulär sind, wie sie sonst immer zu sein scheinen. Macht nix, wir fanden sie trotzdem schön. Noch schnell einen absolut traumhaften Lookout mitgenommen, und zurück ging’s zum Campingplatz am Lake Gunn.
Nach einiger Zeit kam Andi mit einem Deutschen, David, ins Gespräch, der im See angeln war. Da wir auch manchmal, wenn auch bisher immer noch glücklos, versuchen, die Fische zu verarschen, war schnell eine Konversation entstanden, zu der sich auch die Freundin, Anne, gesellte. Das Ende vom Lied war, dass wir einen wirklich schönen und lustigen Abend am Steinstrand des Sees hatten. Die beiden konnten wirklich allerhand lustige Geschichten von sich geben, da sie schon seit November in Neuseeland sind, und work and travel machen. An dieser Stelle wollen wir noch mal ganz herzliche Grüße an die beiden dalassen, da wir auch Adressen und alles ausgetauscht haben. GRÜßE!!!! *g* Und hoffentlich sehen wir uns morgen in Te Anau oder dann in Auckland.
Nach diesem lustigen Abend kam dann wieder Ernüchterung…. Schlafen im Zelt, was sich ja die ersten beiden Male als durchaus schattig und frostig herausstellen sollte. Nur unter großem Protest und mit viel Nörgelei konnte mich Andi in das Zelt argumentieren. Reini musste auf Grund immer noch nicht vorhandenen Schlafsacks wieder mit dem Beifahrersitz Vorlieb nehmen. Jedoch sollte sich herausstellen, dass diese Nacht wesentlich wärmer verlief. Könnte auch daran liegen, dass zumindest ich mit Polo, 3 (!!!) T-Shirts, Pulli und neuem Fließ plus Schlafsack, 2 Paar Socken und langer Hose bewaffnet war….. man kann ja nie wissen! *g*
Jedenfalls hieß es dann am nächsten morgen um 6:30 Uhr „Aufstehen und Sachen packen“, da es zum Sound etwa eine Stunde Fahrt ist. Pünktlich um 7:45 Uhrkamen wir in der Lodge (besseres Hostel) an, in der die Kajaktour starten sollte. In weiser Voraussicht (Andi und ich buchten zusätzlich noch eine Wanderung am Nachmittag) haben wir Tags zuvor doch noch eine Unterkunft in der Lodge für den heutigen Tag gebucht. Nach so viel Sport wären eine Dusche und ein richtiges Bett bestimmt Gold wert – und das sind sie in der Tat!!
Nach kurzer Einweisung und kurzer Fahrt an den Startpunkt der Tour hieß es dann endlich die Kajaks zu satteln und loszupaddeln. Man muss wirklich sagen, dass der Milford Sound wohl zu den schönsten Plätzen der Erde zählt, vor allem wenn man ihn per Kajak erleben darf. Man kommt einfach viel näher an die Klippen ran und kann auch in seichte Gewässer fahren, wo jedes Besichtigungsschiff passen muss. Eigentlich ist der Milford Sound kein Sound sondern ein Fjord, der durch die Eiszeiten und deren Gletscher geformt wurde. Was heute davon übrig geblieben ist, sind steil abfallende Klippen, die auch unter Wasser weiter abfallen, so dass Tiefen von mehreren hundert Metern erreicht werden. Diese atemberaubende Aussicht wurde durch die kleine Gruppe von acht Leuten und einem sehr coolen Guide unterstützt und familiär gehalten. So vergingen die dreieinhalb Stunden paddeln wie im Flug und trotz schwerer Arme hätten wir sicherlich noch ein paar Stunden auf dem Wasser verbringen können.
Doch es hieß zurück und erstmal Kräfte tanken, sprich essen! *g* In dem einzigen Cafe im „Ort“ (3 Häuser *g*) bekamen wir ein wirklich gutes Mittagessen. Anschließend trennten sich unsere Wege wieder einmal. Reini haute sich ein bisschen auf’s Ohr, während Andi und ich die Wanderschuhe anzogen und eifrig auf unsere Nachmittagstour warteten. Zu unserem Erstaunen und unserer Freude, waren wir die einzigen, die an diesem Tag die „Doppelbelastung“ auf sich nehmen wollten, demnach hatten wir den Guide komplett für uns allein. Nach erneuter, kurzer Kajakfahrt ging es zum Ende des so genannten Milford Tracks. Wie wir uns sagen ließen ist dies unter Wanderern die bekannteste und schönste Wanderroute der Welt. Sie beginnt in Te Anau und endet im Milford Sound, ist insgesamt 53 km lang und in vier Tagen zu laufen. Da die Umwelt hier sehr geschützt wird, und deshalb nur 40 Leute pro Tag auf den Weg gelassen werden, muss man bei der Anmeldung mit einer Wartezeit von über einem Jahr rechnen. Die Firma, über die wir alles buchten hat eine Ausnahmegenehmigung, weshalb wir die letzte Stunde des Tracks rückwärts bewältigen durften. Trotz der Tatsache, dass es sich lediglich um die letzte Stunde des Tracks handelte, wurde uns schnell klar, warum dieser Track so einzigartig ist. Auch dank der ganzen Geschichten unserer Begleitung, die uns mit viel Zusatzinformationen und Anekdoten aus der eigenen Vergangenheit versorgte.
Nach drei Stunden kehrten wir dann in unsere Lodge zurück, wo wir einen schlafenden Reini vorfanden. Der hat sich dann allerdings wieder an die Kochplatten begeben und so sitzen wir jetzt hier in der „Lounge“ der Lodge, haben gut gegessen und werden gleich wie tot ins Bett fallen. Soweit der Bericht von der Westküste der Südinsel Neuseelands. Ab morgen geht es wieder Richtung Heimat, also Auckland. Zunächst fahren wir zurück an die Ostküste. Das nächste Reiseziel wird, für die Landkartenfreaks unter euch, wahrscheinlich Dunedin sein.
In diesem Sinne, immer schön weiter lesen.
Es grüßt euch, Jochen
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