Dienstag, 29. April 2008

Shrimps-Golfen, Vulkane besteigen, aus dem Flugzeug springen und noch mehr verrückte Sachen! Teil 2

...uuuuuuuund da isser wieder!

Hallo und willkommen zurück zum zweiten Teil des Südteil-der-Nordinsel-Tour-Berichtes. Wo war ich stehen geblieben? Ach, ja:

Wir sind also am Dienstag Abend (08.04.08) in Wellington eingetroffen. So gegen 19:30 Uhr. Ein weiteres Mal zogen wir den Reiseführer (nein, nicht den „Anhalter“) zu Rate um eine geeignete Unterkunft für die Nacht zu finden. Wie sich herausstellte war die meistgepriesene Unterkunft bereits ausgebucht und so begnügten wir uns mit dem, nahe des Stadtzentrums gelegenen, Großhostel. Was direkt mal wieder auffiel: Die Preise steigen erheblich wenn man in den größeren Städten übernachtet. Wir haben glatte zehn Dollar mehr bezahlt als den kleinen Dörfern. Nach dem einer von den Jungs an der Rezeption uns mit einer, an ein abstraktes Kunstwerk erinnernden Zeichnung beschrieb, wo in der Stadt das beste Sushi zu finden sei, machten wir uns auf den Weg die Stadt zu erkunden. Obwohl es bereits dunkel war, liefen wir knapp 1 ½ Stunden umher und ließen uns von der Atmosphäre mitreißen. Gut, die Atmosphäre mussten wir uns ein bisschen selbst machen, denn Mittwoch abends ist in Wellington nach acht irgendwie tote Hose. Nachdem wir so einige schöne Ecken der Stadt gesehen hatten, beschlossen wir den anstrengenden Tag in einem der Irish Pubs ausklingen zu lassen. Auf die kann man sich im Zweifel immer verlassen, da viele von denen täglich Live-Musik anbieten. Gesagt getan. Die Stimmung nach und nach richtig ausgelassen (vielleicht auch mit jedem Pint) und so wandelte sich das „ausklingen lassen“ nach und nach in die Entscheidung die Nacht ausgiebig zu nutzen. Nachdem traurigerweise die Band um Mitternacht aufhörte zu spielen, zogen wir in einen anderen Pub um dort noch bis spät zu feiern.

Am nächsten Morgen war ich topfit. Komisch eigentlich. Die anderen hatten aber diesmal irgendwie größere Startschwierigkeiten als ich. Das erste was mir an diesem Morgen auffiel war, dass unser Fenster keine 100m von der Hauptfeuerwache Wellingtons entfernt war. In Auckland hätten wir kein Auge zu gemacht. Wellington ist eben wirklich um einiges gemütlicher als die einzige Millionenstadt Neuseelands.
Zunächst machten wir einen Spaziergang durch die Stadt, auch um ein geeignetes Frühstückscafé zu finden. Gestärkt für den Tag ging es mit einer historischen Standseilbahn hinauf zu den botanischen Gärten der Stadt. Von dort aus hat man auch einen netten Ausblick auf das Zentrum und den Hafen. Nachdem wir viele wunderschöne Pflanzen mit farbenfrohen Blüten bewundern konnten (was manchmal noch schöner ist, wenn’s geregnet hat) ging es am sonderbar anmutenden Regierungsgebäude vorbei, zurück zum Hafen. Dort besuchten wir das „Te Papa“, das Museum von Neuseeland.
Das moderne Gebäude beherbergt permanente Ausstellungen über die Geschichte Neuseelands (auch geologisch), die Maori-Kultur, sowie das heutige Leben in „Aotearoa“. Außerdem gibt es einen eigenen Landschafts-Außenbereich mit Höhlen, einem Wasserfall und einer archäologischen Ausgrabungsstätte. Das Museum insgesamt mehr ein Museum „zum anfassen“, sehr interessant und auf jeden Fall einen Besuch Wert wenn man gerade mal in Wellington weilt. Außerdem dem ist es, wie viele Museen in Neuseeland, kostenlos.
Das Museum war so interessant, dass wir statt der geplanten zwei, fast vier Stunden dort verbrachten und so setzte die Dunkelheit bereits wieder ein, als wir nach draußen kamen. Wir füllten noch schnell unseren Proviant so wie den Tank auf und machten uns auf den Weg Richtung Nord-Osten.
Unser Tagesziel war eigentlich Hastings oder Napier in der Hawke Bay. Da wir aber ca. vier Stunden hinter dem Zeitplan und alle ziemlich müde waren entschieden wir uns in Masterton, am State Highway 2, in ein kleines Hostel einzuchecken. An dieser Stelle muss ich mal erwähnen, dass es, seit wir von Taumarunui Richtung New Plymouth aufgebrochen waren, nur sporadisch aufgehört hat zu regnen. Wir hatten ein wenig Glück in Wellington aber als wir aus Wellington raus waren, ging’s auch schon wieder los. Das war vermutlich einer der Hauptgründe dafür, dass wir in dem Hostel in Masterton, einen ganzen Flur für uns hatten. Nach dem uns der, durchaus etwas angeheitert, aber nett wirkende Hostelbesitzer (er hätte fast seine eigene Topfpflanze auf dem Flur umgerannt) herum geführt hatte, genossen wir einen ruhigen Abend bei ein paar Bier und Geschichten.

Der Donnerstag begann wie der Mittwoch aufgehört hatte. Wir fuhren den SH 2 in strömendem Regen weiter nordwärts Richtung Napier, wo wir nun nur einen kurzen Mittagsstopp einlegen wollten. Im weiteren Verlauf sollte es allerdings der aufregendste Tag der Tour werden.
Napier ist ein entspanntes gemütliches kleines Städtchen. 1854 gegründet (Maoris lebten dort natürlich schon lange vorher), wurde es 1931 von einem starken Erdbeben (knapp 8 auf der Richter-Skala) dem Erdboden gleich gemacht. Danach hatte die Region allerdings 40 Quadratkilometer mehr Fläche. Das Beben hatte den Meeresgrund rund um Napier auf zwei Meter über dem Meeresspiegel angehoben. Napiers Flughafen war früher mehr „Hafen“ und weniger „Flug“.
Nach einem hervorragenden Mittagessen in einem der chilligen Cafés der Stadt machten wir uns auf den Weg zum Te Urewera National Park. Wir hatten geplant Richtung Rotorua zu fahren und wollten statt des „langweiligen“ Statehighways die interessantere Route mitten durch den Nationalpark nehmen. Langweilig habe ich übrigens deswegen in Anführungszeichen gesetzt, weil der durchschnittliche neuseeländische Statehighway außerhalb der großen Städte für einen Otto-Normal-Mitteleuropäer zehnmal aufregender ist als beispielsweise die A3 zwischen Köln und Frankfurt.
Schon kurz nachdem wir bei Wairoa auf den SH 38 Richtung Norden abgebogen waren, tauchten erneut die ersten Warnhinweise auf: „Tank auffüllen!“, „Gravel Road“ (englisch für „unbefestigte Straße“) und natürlich Warnungen vor diversen Tieren die queren. Irgendwann kurz vor dem Nationalpark fuhren wir mal an einem Schild vorbei, ich glaubte so was gelesen zu haben wie: „Straße wegen starkem Regen GESCHLOSSEN!“ Naja, wir haben ja den Colonel – uns kann nichts passieren. Auch ein anderes Schild machte Eindruck und ich ärger’ mich immer noch, dass ich kein Foto gemacht habe: „Gravel Road next 160 Kilometres!“ Und unbefestigt kann hier schon mal heißen, dass man da besser nur mit ’nem Geländewagen mit Allradantrieb lang fährt. Vor allem wenn’s die ganze letzte Woche geregnet hat und immer noch tut. Alles egal, es gab kein zurück mehr.
Alles ging gut und wir hatten einen Heiden-Spaß. (Hm, irgendwie muss ich gerad’ darüber nachdenken, warum das „einen Heiden-Spaß haben“ heißt. Ob die Heiden damals mehr Spaß hatten als religiöse Menschen? Und heute? Hm, heute heißt das Atheist ☺ ) Spaß bekam dann allerdings einen kurzen Dämpfer. Wir waren ca. eine halbe Stunde gefahren als Maria plötzlich fragte: „Riecht es hier nach verbranntem Gummi?“, woraufhin ich das Fenster runterkurbelte, Nase raus hielt und dann intelligenter Weise feststellte: „Ja, aber nur im Wagen.“ Und nach dem wir nur Sekunden auf ein Stückchen asphaltierte Straßen rollten und es sich immer noch unbefestigt anfühlte, was übrigens ein merkwürdiges Gefühl ist, war klar: Wir hatten einen Platten auf dem hinteren rechten Reifen.
Glücklicherweise waren wir bestens mit Ersatzrad und Wagenheber gerüstet und nachdem wir einmal gesamten Kofferraum ausräumen, Wagen heben, Rad runter, Rad drauf, Wagen senken und gesamtes Gepäck wieder verstauen hinter uns hatten setzten wir die Fahrt fort. Jetzt allerdings sehr viel vorsichtiger, da der Ersatzreifen nicht mehr besonders viel Profil hatte.
Mit der Zeit hatte die Dämmerung wieder eingesetzt und wir wollten unsere fahrt nicht im Dunkeln fortsetzen. Einerseits um die schöne Landschaft nicht zu verpassen und andererseits speziell nicht auf dieser Straße. Wir hatten Glück. Wir waren nur ein paar Kilometer vom einzigen Caravan-Park weit und breit entfernt. Dort mieteten wir eine, der wie Fischerhäuschen anmutenden Hütten. Da es unser letzter Abend der Reise war, wollten wir diesen auch gebührend ehren. Leider gingen uns die Mittel zum ehren aus. So machten Maria und ich uns auf den halbstündigen Weg zurück in das nächstgelegene Dorf wo wir eine Bar fanden, die uns die passenden mittel verkaufte. Doch gerade als wir bezahlen wollten – ging das Licht aus. So waren wir gezwungen noch ein paar Minuten in der, plötzlich von Kerzen erleuchteten Bar zu warten bis alles reorganisiert war. Als wir fast gut eine Stunde später wieder zu den beiden anderen stießen, stellte sich heraus, dass der gesamte Nationalpark unter einem Stromausfall litt. Das tat der Stimmung allerdings alles andere als einen Abbruch. Wir bekamen von den bestens gerüsteten Parkbesitzern Kerzen und so hatten wir einen gemütlichen und lustigen Abend in der Hütte. Vor allem „lustig“ könnt ihr unschwer auf den Bildern erkennen. ☺

Da wir nicht einmal die Hälfte des Weges durch den Nationalpark gemacht hatten, fuhren wir am nächsten Morgen zeitig los. Es war ein unvergesslicher Ritt durch eine gänzlich unberührte Landschaft (sieht man mal von dem Trampelpfad von Straße ab). So gelangten wir am frühen Nachmittag schließlich zu der vulkanisch aktivsten Region Neuseelands. Die Umgebung dort ist atemberaubend. Oft auch im wortwörtlichen Sinne, denn der beißende Geruch von Schwefel ist ständiger Begleiter in diesen Gefilden. Der Höhepunkt dieser letzten Etappe war sicherlich der Besuch des „Waiotapu Thermal Wonderland“. Der 1886 von der Eruption des Vulkans Mt. Tarawera erzeugte Landstrich ist übersät mit fantastischen Seen, messerscharfen Felsformationen, farbenfroh schillernden Gewässern und blubbernden Matschsümpfen. Noch einmal Kamera-Dauertest und dann ging es ab an die Ufer des Lake Rotorua um ein letztes Mal auf diesem Trip einen schönen Sonnenuntergang zu genießen.
Danach brach endgültig die große Traurigkeit aus, denn es ging nach einer tollen Woche wieder zurück nach Auckland. Speziell Jochen und mir viel auf, dass sich das diesmal allerdings ganz anders anfühlte, als die Rückkehr von unserem Südinseltrip. Mittlerweile wohnen wir seit zwei Monaten in Auckland und haben dort so etwas wie ein Alltagsleben. Es fühlte sich mehr nach zurück in den Alltag an als bei unserer Rückkehr von der Südinsel. Da war alles noch neu und ungewiss. Auf der einen Seite ist das schön, denn man weiß, dass man eine Wohnung hat die auf einen wartet. Auf der anderen Seite ist das aber auch viel schlimmer, denn man weiß auch, dass da viel Arbeit auf einen wartet.

So, das war der Bericht von Jochens und meiner Südinseltour Südteil-der-Nordinsel-Tour mit Johannes und Maria. Schon nächste Woche dürft ihr euch auf weitere spannende Geschichten freuen. Eine wird sicherlich dieses Wochenende entstehen. Jochen und ich machen uns mit seinen Unisport-Handball-Kollegen auf den Weg nach Wellington. Dort wird sein Team an dem einmal im Jahr stattfindenden nationalen Meisterschaften teilnehmen. Ja, genau, so groß ist Handball hier. Das ist wie Bundesligasaison an einem einzigen Wochenende. So wie bei uns wahrscheinlich Cricket.

Also macht’s gut und haltet die Stellung! Bis nächste Woche!



Der Reini

Montag, 28. April 2008

Shrimps-Golfen, Vulkane besteigen, aus dem Flugzeug springen und noch mehr verrückte Sachen! Teil 1

Yeeeeeeeeehaaaaaa!

Einen wunderschönen guten Tag!

Wir melden uns zurück nach Woche Abenteuer (und zwar reichlich!). Nachdem wir vorletzten Freitag unseren zweiten Mid-Semester-Test geschrieben haben, sind wir direkt ins Auto gestiegen und haben uns auf den Weg in den südlichen Teil der Nordinsel gemacht. Diesmal allerdings in leicht geänderter Konstellation. Andi flog letzten Samstag nach Christchurch um seine Eltern dort zu treffen. Von seiner Tour und der dazugehörigen Woche wird er bestimmt an anderer Stelle in unserem Blog berichten. So hatten Joe und ich nun reichlich Platz im Auto und beschlossen noch zwei Weggefährten mitzunehmen, Maria aus Kanada und Johannes aus Deutschland. Nachdem wir ein wenig Proviant eingekauft hatten machten wir uns mit unserem geliebten Auto auf den Weg Richtung Lake Taupo.

Der See Taupo liegt zentral auf der Nordinsel und ist der größte Neuseelands. Direkt am See gelegen liegt die kleine Stadt Taupo in der wir ungefähr um 19 Uhr ankamen. Wir hatten schon von Auckland aus ein Hostel gebucht und so bezogen wir direkt unser Zimmer und machten es uns für den Rest des Abends in den im Garten verfügbaren Hängematten gemütlich. Am nächsten Tag war dann sofort richtig Programm angesagt. Wir fuhren zu den 20 Minuten entfernten Huka Wasserfällen, die eigentlich mehr Stromschnellen sind. Aber was für welche! Uns bot sich ein spektakulärer Blick auf einer Flussenge durch die pro Sekunde etwa 120 m3 schießen! Das sind ca. 120.000 Liter Wasser jede Sekunde! Echt beeindruckend.
Anschließend fuhren wir zu einer nicht weit entfernten Honigfarm. Dort konnten wir einiges über die Honigerzeugung und Popularität in Neuseeland erfahren und außerdem viele verschiedene Honigkreationen und –sorten testen. Manche waren echt merkwürdig. Also Fenchel-Malz-Honig oder Paprika-Lemone muss man dann auch nicht unbedingt machen. Naja, jedem das seine. Beenut Butter (Honig mit Erdnussbutter kombiniert) war aber auf jeden Fall einer der Favoriten der ganzen Gruppe. Nach diesem Geschmackserlebnis, ging’s dann zum sportlichen Teil des Tages. Als erstes stand Killer-Prawn-Golfen auf dem Programm. Naja, eigentlich war das mehr ne spontane Sache, hat aber so viel Spaß gemacht das wir gleich 60 Bälle verschossen haben. Mann muss sich dabei vier längliche Becken vorstellen die parallel zueinander liegen. An einer Seite dieser Becken hatten die Betreiber nun eine Abschlagstation eingerichtet und von dort aus schlug man die Bälle in die Becken mit den Shrimps. Das muss für die Shrimps ganz schön ätzend sein. In jedem Becken gab’s einen ring und je nach Entfernung konnte man mehrere hundert Dollar Preisgeld für das Treffen eines Ringes kassieren. Leider war auch unser bester Golfer Joe nicht in der Lage einen der Ringe zu erwischen. Obwohl es ein paar mal nur um Zentimeter ging!
Der zweite Teil des Tages am Lake Taupo stand ganz im Zeichen der Springerei. Natürlich nicht vom Ufer in den See oder von einer Brücke oder einem Bungee-Sprung, nein, es sollte Fallschirmspringen sein. Das Gebiet um Lake Taupo gilt unter Fallschirmspringern als eines der spektakulärsten in Neuseeland, was sicher auch an der atemberaubenden und abwechslungsreichen Landschaft rund um den See liegt. So machten sich nach kurzer Fahrt zum Startpunkt drei wackere Recken mit Namen Maria, Johannes und Joe auf, den Himmel über Neuseeland zu erkunden. Nachdem alle ihren „Tandem-Master“ zugewiesen bekommen und ihren Sprunganzug angelegt hatten, bestieg eine Gruppe von sechs Pärchen das kleine gelbe Flugzeug, das die Springer auf 15.000 Fuß (ca. 4.570 Meter) bringen sollte. Ich begutachtete das ganze Spektakel derweil von unten. Keine zwanzig Minuten später landeten meine drei Mitreisenden völlig überdreht und glücklich auf einer Wiese nahe des Flugfeldes. Nachdem wir den Zusammenschnitt der DVD der Springer begutachten durften machten wir uns auf den Weg Richtung Tongariro. Nahe diesem dort liegt der Tongariro National Park der auch den mächtigen gleichnamigen Berg umfasst. Dort wollten wir am nächsten Tag eine der schönsten Wandertouren Neuseelands beschreiten. Zunächst brauchten wir aber ein Lager für die Nacht und da das Wetter mitspielte entschlossen wir uns nahe des Ortes zu campen. Wir fanden schnell ein abgelegenes Plätzchen wo wir den Colonel und unsere zwei Zelte sichtgeschützt und abgelegen von der Straße unterbringen konnten. Dort hatten wir einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer und eine mehr oder weniger gemütliche Nacht.
Ah, einige von euch haben sicher etwas bemerkt! Wir haben unserem geliebten Auto einen charakteristischen Namen verpasst. Von nun an wird uns „The Colonel“ (sprich: Körnel) auf all’ unseren Reisen begleiten. Und um ihn zu taufen haben wir wie ihr sehen könnt keinen Champus, sondern schwarze Sprühfarbe benutzt. Da sag’ noch mal einer wir wären nicht spontan.

Nach dem wir den Schlaf aus den müden Gliedern geschüttelt hatten, gings am nächsten Morgen auch gleich früh auf zum Startpunkt unserer Wanderung. Unterwegs legten wir in einem einsamen Außenposten-café noch eine kurze Frühstückspause ein und so machten wir uns schließlich um kurz vor zwölf (naja früh ist eben relativ) auf den langen Weg der Tongariro Querung (orig.: „Tongariro Crossing“). Alle hatten genug Proviant und Wasser in ihren kleineren Rucksäcken. Ich entschied mich aus einer spontanen Eingebung heraus, meinen voll beladenen 80-Liter-Rucksack mitzunehmen. Ich wollte eben unbedingt mal ausprobieren wie sich so ein Rucksack auf einer Ganztagestour trägt. Ich schätze, dass er so ca. 15 Kilo hatte obwohl sich diese nach einigen Stunden eher anfühlten wie 25.
Normalerweise ist diese Wanderung eine grob geschätzt siebenstündige Tour über einen Pass vorbei an den Hängen des Mt. Tongariro, an dessen Ende man sich von einem Shuttlebus wieder zurück zu seinem Auto bringen lassen kann. Da wir nun aber so früh gestartet und uns der Shuttlesituation nach 18 Uhr nicht sicher waren, beschlossen wir bis zur Mitte zu gehen und dort umzukehren. Nach dreieinhalb Stunden Wanderung durch plätschernde Bachlandschaften, die sich zu Mooren und schließlich in steile felsige Hänge verwandelten, erreichten wir das Tagesziel: die Emerald-Lakes. Diese Seen haben ihren Namen schlichtweg wegen ihrer unnätürlich grünen Farbe. Auf dem Rückweg konnten wir noch einmal einen Blick auf die atemberaubend schöne und zugleichunwirtliche Landschaft werfen die wir zuvor durchquert hatten. Besonders beeindruckt hat mich dabei der Krater, mit einem Durchmesser von geschätzten 1200 Metern und die zerklüftete Berglandschaft. Diese sowie die Emerald Lakes verdanken ihre Existenz nicht zuletzt der Tatsache, dass der National Park in dem wir uns bewegten noch immer vulkanisch sehr aktiv ist. Oben auf dem Pass rauchte und qualmte es überall und oft wehte uns der beißende Geruch von Schwefel in die Nase.
Nach dieser unglaublich intensiven physischen Erfahrung von der wir auch erst nach Einbruch der Dunkelheit zurückkehrten, gönnten wir uns eine Nacht in einer Hütte eines Campingplatzes im ca. 50 km nord-westlich gelegenen Taumarunui. In den sehr gemütlichen Betten schliefen wir dann auch fast alle 12 Stunden.

Am nächsten Morgen ging es weiter Richtung Westen. Über eine größtenteils unbefestigte Straße von Ohura nach Ahititi erreichten wir schließlich auf dem Statehighway 3 Richtung Süd-Westen New Plymouth. Inzwischen hatte es angefangen wie aus Eimern zu gießen. Das hatte aber schon während der Fahrt der Stimmung keinen Abbruch getan, da wir uns mit abwechslungsreicher Musik, lustigen Geschichten und nicht zuletzt der atemberaubenden dschungelartigen Landschaft um uns herum bestens bei Laune hielten. So tranken wir in einem Szene-Café in New Plymouth bevor ein kleines Highlight des Tages anstand.
Maria aus Kanada, die uns auf dieser Reise begleitete, ist Opernsängerin und studiert in Auckland Musik. Sie bat uns, in New Plymouth die „Bowl of Brooklands“, eine große tolle Freilichtbühne zu besuchen. Das taten wir dann auch und so kamen wir in den Genuss eines kostenlosen kleinen Konzerts.
Da ein Ende des Regenfalls nicht abzusehen war, beschlossen wir ein paar Kilometer zu machen da wir am Abend des nächsten Tages in Wellington, am Südende der Nordinsel sein wollten. So fuhren wir auf dem SH 45 komplett rund um den Mt. Egmond und den ihn umschließenden Nationalpark. Aufgrund der Regenwolken konnten wir aber weder den Berg noch etwas von der schönen Küstenlinie bewundern. Nicht unbedingt erpicht auf eine durchnässte Nacht im Zelt entschieden wir uns nach Wanganui, weitere 85 Kilometer südlich, zu fahren und dort ein Hostel zu beziehen.
Das Hostel stellte sich als echt gemütlich heraus und die anderen Gäste waren lustige und interessante Leute mit denen wir schnell in Gespräch kamen. Da wir bereits um ca. 20 Uhr dort ankamen und alle sehr hungrig waren bot ich meine Kochkünste an. Niemand hatte Einwände und so machte ich mich zusammen mit Johannes auf die Jagd nach geeigneten Zutaten. Nachdem wir im örtlichen Supermarkt ein paar frische Lachsfilets und die passenden Beilagen gefangen hatten, bereitete ich einen herrlichen Schmaus zu, der glaub’ ich auch bei den anderen ganz gut ankam (Danke, Mama! ☺ ). Den Abend ließen wir mit einer Runde Poker (natürlich ohne Einsatz) und ein bisschen Geplauder ausklingen.

Der nächste Tag brachte wieder eine interessante und spannende Autofahrt mit sich. wir hatten am Abend zuvor beschlossen, nicht auf direktem Wege von Wanganui nach Wellington zu fahren, sondern einen Umweg zu nehmen. Jochen hatte in unserem unschätzbar wertvollen Reisebegleiter „Lonely Planet“ von der malerischen „Whanganui River Road“ gelesen. Gesagt getan: Wir fuhren den SH 4 Richtung Norden bis wir das Dorf Raetihi erreichten. Dort bogen wir nach Westen Richtung Pipiriki ab um dort aus die berühmte Whanganui River Road zu gelangen. Schon in Raetihi passierten wir allerdings das Schild, das uns zu bedenken gab, dass es die nächsten 60 Kilometer keine Tank- oder Versorgungsstelle geben würde. Nichts als Dschungel, matschiger Weg und wir mittendrin. Abenteuer pur! Es folgten einmal mehr unglaubliche Aussichten und Eindrücke der Natur, bevor wir erneut eine Hauptstraße erreichten. Diese führte uns dann noch am selben Abend auf direktem Wege nach Wellington.

Den zweiten Teil dieser abenteuerlichen Woche werde ich heut Nachmittag posten. Dann habt ihr schon mal ein bisschen Zeit zum lesen. Bis später! ☺

Dienstag, 22. April 2008

Jochen in Waitomo und Rotorua

Ein herzlich bayrisches Grüß Gott an die andere Seite des Globus!

An dieser Stelle liegt es an mir, einen kleinen Nachtrag zu verfassen. Wie sicherlich einige von euch mitbekommen haben, haben wir uns alle drei in der letzten Woche ein bisschen auf der Nordinsel rumgetrieben.
Bevor wir jedoch diesen Bericht posten (Reinis Finger laufen schon Wund, wie ich das heute mitbekommen habe), muss ich, chronologisch richtig, meinen Ein-Tages-Ausflug nach Rotorua nachreichen. Dieser war am 24.3. (jaja, ich weiß, ist einen Monat her...) in Begleitung meiner Eltern, die mich zu dieser Zeit besucht haben.

Da sich meine Eltern zum größten Teil in der Umgebung von Auckland aufgehalten haben, hatten wir uns dazu entschlossen, einen Tag lang mal etwas weiter aus Auckland herauszufahren. Kurzerhand entschlossen wir uns dazu, das nächste Informationsbüro aufzusuchen und uns nach einem Ein-Tages-Trip zu erkundigen.

Dabei gab es mehrere Möglichkeiten, wie man sich den Trip zusammenstellen lassen kann. Auf wohl dosierte, jedoch nicht minder entschlossene Argumente meinerseits, entschlossen wir uns dazu, gleich drei Orte mit 4 Sehenswürdigkeiten an einem Tag anzuschauen und somit diesen auch auszufüllen. Gesagt getan, bzw. für den nächsten Tag gebucht.

Dieser ging auch richtig schön früh los, für mich war um 5:30 Uhr die Nacht zuende. War aber kein größeres Problem, da ich wusste, was mich etwa eine halbe Stunde später erwarten würde... tolles Frühstück im Hotel meiner Eltern. Kurz vor 7 wurden wir dann am Hotel abgeholt und zur Sammelstation gefahren, die wir um 7:30 Uhr Richtung Waitomo, unserem ersten Erkundungsort, verließen.
Nach etwa drei Stunden Fahrt durch von herrlich morgentlichem Sonnenlicht gespeißte Naturlandschaft (Gott, bin ich heute wieder poetisch) erreichten wir Waitomo. Der Grund unseres Aufenthalts waren die vielen bekannten Höhlen (caves), in denen man sowohl rafting, abseiling (eines der wohl witzigsten eingeenglischten Deutschwörter)als auch viele andere Extremsportarten erleben kann. Ihr könnt es euch sicher vorstellen... ich werde wohl kaum meine Eltern an einem 3cm dicken Seil 30 Meter in eine Höhle ablassen um sie dort den reißenden Fluten auszusetzen. Nein, denn die Höhlen sind vor allem bekannt für seine Glühwürmchen. Nach einer kurzen geschichtlichen Einführung in die Glow Worm Caves war die Hauptattraktion eine Bootsfahrt auf einem stockdunklen See inmitten der Höhlen. Durch die absolute Dunkelheit waren die Glühwürmchen, wie bei einem Sternenhimmel, an der Decke eindrucksvoll zu sehen. Schade dass man hier keine Fotos machen konnte, so müsst ihr leider euere Gedanken spielen lassen, wie das wohl ausgesehen haben könnte, aber ich kann euch versichern..... fantastisch!

Nächste Station auf unserer Tour war der Agrodome Complex. Keine Angst, es handelte sich hierbei nicht um eine konfliktfördernde Wohnsiedlung in Berlin, sondern um eine rießige Farm, auf der uns die Landwirtschaft Neuseelands nahegebracht wurde. So ging es dann auch zunächst mit dem Traktor plus Anhänger auf große Erkundungstour, bei der wir allerlei Getier zu gesicht bekamen. Besonders hervorgehoben haben sich natürlich die in großer Anzahl vorhandenen Schafe und die ebenso gefräßigen Strauße. Nach dieser kleinen Arche-Noah-Tour stand eine Schaf-Hunde-Show auf dem Programm. Hier wurde gezeigt, wie die tatkräftigen Vierbeiner die Schfer bei ihrer Arbeit unterstützen. Wenn man bedenkt, dass in Neuseeland üner 40 Mio Schafe hausieren, wird einem schnell bewusst, wofür diese schlauen Tiere gebraucht werden. Zu guter letzt wurden wir noch in die Geheimnisse des Schafe-Scherens eingewiesen. Dass das Schaf nicht so ganz happy dabei aussah, kann man sich sicherlich vorstellen (und auch den Bildern entnehmen).

Weiter gings am frühen Nachmittag Richtung Rotorua, unserer letzten Station. Rotorua liegt in einem der geologisch aktivsten Gebieten der Erde. Von Vulkane über blubbernde Schlammlöcher, Geysire (GEISire, got it? *g*), Schwefellöchern und heißen Quellen gibts hier allerhand zu sehen und vor allem auch zu riechen. ;-) Bevor wir dies jedoch bestaunen konnten, stand zunächst aber eine Zeremonie der Maori auf dem Tagesordnungspunkt. Neben dem uns von der Uni schon bekannten Begrüßungsritual bekamen wir noch viele Gesangseinlagen, den traditionellen Kriegstanz - den Haka - und historische Einblick in die Kultur der Maori geboten.
Letztendlich kamen wir zu dem letzten Highlight unserer Tagestour, denn wir bekamen eines der zwei Wahrzeichen Neuseelands zu Gesicht... den Kiwi. Dieser leider sehr bedrohte Vogel hat etwa die Größe eines Huhns, jedoch einen viel längeren Schnabel. Er ist jedoch genauso flugunfähig. Da dieses Tier nachtaktiv ist, bekommt man es in freier Natur nur sehr sehr selten zu Gesicht, gerade auch weil es zudem noch vom Aussterben bedroht ist. So konnten wir den Kiwi auch nur in einem abgedunkeltem Gehege bewundern... trotzdem schon witzig, die Teile.

Nach einem sehr schönen, wenn auch vollgepackten Tag hieß es am späten Nachmittag wieder die Pferde zu satteln und zurück nach Auckland zu reiten, auch wenn das mit den Pferden diesmal der Scania-Bus übernommen hat.

Zu guter letzt möchte ich mich natürlich nochmals an dieser Stelle bei meinen Eltern bedanken, mit denen ich ein paar sehr schöne Tage hier in Neuseeland verbringen durfte, ihr seid toll!!

Mehr von uns in ein paar Tagen, dann kommt der Nordinselbericht und ich kann jetzt schonmal prophezeihen, dass wieder viel Sitzfleisch gefordert sein wird.

Liebe Grüße und ein deftiges oinz, zwoa....
Jochen

Dienstag, 8. April 2008

Jap, auch Interviews geben will gelernt sein!

Hi!

Heute, neue Lektion für mich:

Ein Radio-Interview geben will gelernt sein. Ich ärger mich immer noch über die Antwort, die ich dem Redakteur von REL auf die Frage nach dem Unterschied zwischen Neuseeland und Gladbeck-Zweckel gegeben hab! Aber, Mann, was ist das auch für 'ne Frage! Deutschland-Neuseeland, gut. Ruhrgebiet-Neuseeland, auch ok. Auckland-Essen, von mir aus. Aber Neuseeland und GLADBECK-ZWECKEL!

Für alle zufällig vorbeischauenden REL-Hörer: Wir möchten Sie herzlich einladen unseren Blog zu lesen, um herauszufinden, wie sich Neuseeland wirklich von Gladbeck-Zweckel unterscheidet.

Außerdem hatte ich mir fest vorgenommen, euch zu grüßen. Ja, das mach ich dann jetzt einfach nochmal von hier aus: Viele Grüße an meine Eltern ohne die ich diesen Trip nicht hätte machen können, meine Freundin Sarah, die ich wie verrückt vermisse, meinen Bruder, ohne den das Leben nur halb so komisch ist ("Nehm' wa no' ein'?") und an alle Freunde die ich für ein halbes Jahr zuhause zurück lassen musste. Seht zu, dass Zweckel noch da ist wenn ich wieder komm'! ;)

Naja, so oder so, das ca. einminütige Interview wird morgen, 09.04.08, vermutlich zwischen 16:00 und 18:00 Uhr auf Radio Emscher Lippe (98,7) gesendet. Genauere Auskunft konnte der nette Herr (der war wirklich nett) mir leider nicht geben.

So viel dazu! Bis demnächst!



Reini

Sonntag, 6. April 2008

Nachtigall, ik hör' dir trapsen!

Hi Leute!

Nur ein schnelles Informationsupdate weil mir das gerade selbst aufgefallen ist:

In Neusseeland endete letzte Nacht die Sommerzeit. Folglich wurden die Uhren hier um eine Stunde zurückgedreht. Da zuletzt bei euch die Sommerzeit begonnen hat und die Uhren eine Stunde vorgestellt wurden, haben wir jetzt mittlerweile einen Zeitunterschied von nur noch +10 Stunden.

Immer schön entspannt bleiben :)



Reini

Freitag, 4. April 2008

Auckland, Bay of Islands und der ganz normale Alltagswahnsinn!

„Ok, right... Hi!“

Das ist eine Standardbegrüßungsfloskel unseres International-Business-Dozenten. Aber dazu später mehr. Zunächst mal muss ich mich entschuldigen! Wir hatten uns geschworen, wenigstens jede Woche von unseren aktuellen Erlebnissen zu berichten. Das hat offensichtlich nicht so ganz funktioniert. Ich muss zugeben, dass ich nicht ganz unschuldig bin. Ich hatte Jochen Ende letzter Woche versprochen, den neuen Blogeintrag zu schreiben. Irgendwie ist das aber ein bisschen untergegangen.
Ok, ihr könnt euch vorstellen, dass in den letzten 25 Tagen viel passiert ist! Nicht!? Na gut, dann erzähl ich’s euch!

Im letzten Blogeintrag hat euch Jochen ein wenig über unsere Suche nach einer passenden Bleibe und die damit verbundenen Reibereien und Querelen erzählt. Außerdem gab’s Infos über unsere ersten Wochen an der Uni und unsere ersten Erlebnisse außerhalb des Uni-Daseins. Zunächst möchte ich an die Wohnsituation anknüpfen.

Ich entschied mich wirklich sehr spontan das Apartment in den Princeton Towers nicht zu nehmen. Und zwar an dem Tag an dem wir dort einziehen sollten. Der Zufall wollte es, dass ich am Tag vorher, einer unserer neuen Bekannten mit unserem Auto (ich finde unsere lieb gewonnene Luxus-Schrottkiste sollte den Namen „King Ralph“ tragen, ich weiß auch nicht genau wieso) beim Umzug geholfen hatte. Dabei konnte ich einen kurzen Blick auf ihre neue WG werfen und war spontan begeistert. Einen Tag später nun, rief mich besagte Bekannte an und teilte mir mit, dass gerade ein Zimmer frei geworden wäre und ob ich Lust hätte, es mir anzusehen. Das tat ich und nach kurzer Kalkulation der Mietkosten und 5 Minuten Bedenkzeit traf ich eine Entscheidung und sagte meinen Einzug in die Princeton Towers ab. Nun möchte ich mal Andis und Jochens mit meinem Standort vergleichen um euch einen Eindruck zu verschaffen. Denn beide haben ihre Vorzüge und Nachteile. Ein definitives Plus meiner WG ist, dass es eine große WG mit unterschiedlichen Nationalitäten und Charakteren ist. Wir haben acht Räume und die sich ein Engländer, ein Kiwi, eine Französin, eine Fidschi und drei Deutsche. Wir teilen uns einen großen Wohnraum (ca. 35 m2) mit einigermaßen geräumiger Küchenzeile. Unschlagbares Argument für Jochens und Andis Apartment ist, dass sie buchstäblich einen Steinwurf (ein guter Werfer würde das hinkriegen) von der Uni wohnen. Es sind ungefähr drei (3!) Gehminuten! Gut dafür ist es in ihrem aktuellen Apartment etwas geräuschvoller, da es auf einer Höhe mit einer der beiden Busknotenpunkte der Uni liegt. Das könnte sich allerdings demnächst ändern, da die beiden vielleicht in ein anderes Apartment innerhalb des Gebäudekomplexes wechseln. Noch ein Vorteil eines Apartmentblocks: Man kann, ähnlich einem Hotelzimmer, einfach das Apartment wechseln. Aber auch ich kann mich derweil nicht über zu wenig Geräuschkulisse beklagen. Dazu muss man wissen, dass unser Apartment im 2. Stock eines Gebäudes liegt, das in seinem Erdgeschoss bzw. Keller gleich zwei (Tanz-)Clubs beherbergt. Aber gut, irgendwo hat’s auch was Positives: Je nach Rhythmus wiegen einen die wummernden Bässe auch schon mal in den Schlaf. Nur montags und Dienstags nicht, da ist Ruhetag. Und wenn man früh aufsteht (so gegen 6), braucht man kein Radio um Frühstücksmusik zu haben. Ein anderer netter Aspekt der Clubs ist, dass man, kommt man mal Samstag oder Freitag nachts nach Hause, immer jemanden trifft. Bloß meistens sitzt oder besser, liegt dieser „jemand“ mehr oder eher weniger ansprechbar vor der automatischen Eingangstür des Gebäudes. Dann steigt man über das Gelage, schiebt seinen Schlüssel in den elektronischen Türöffner und alle fragen sich ob die Wand, die ihnen gerade noch sicheren Halt gab, sich wirklich bewegt oder ob ihnen das nur ihr, zu fortgeschrittener Stunde erweiteter, Sinneszustand vorgaukelt. Ziemlich amüsant.

Apropos amüsant. Zuweilen amüsant gestalten sich auch die Vorlesungen in der Uni. Besonders hervorzuheben ist da sicherlich unser Dozent für International Business oder INTBUS 211, so die offizielle Kursbezeichnung (alle Kurse haben hier so tolle Kürzel die an sich zuweilen schon amüsant sind). Wie zu Beginn schon angedeutet gibt es bei diesem Dozenten eine Besonderheit. Er hat nämlich die Angewohnheit, alle paar Sekunden die Worte „Ok“ und „Right“ zu benutzen. Und dass sowohl als Bestätigung als auch als auffordernde Frage. Manchmal auch in loser Reihenfolge hintereinander. Das macht es schon komisch. Jetzt muss man sich dazu aber noch einen kleinen untersetzten Singapurer mit dazugehörigem abgehackten Singapur-Englisch vorstellen. Manchmal muss man aufpassen, dass das Schmunzeln nicht zu einem Lachen wird. Obwohl wir in diesem Kurs auch schon häufiger gelacht haben, denn er ist, zumindest aus meiner Sicht, der beste Dozent den wir haben. Er versteht es, Inhalte locker aber gut geordnet und mit hervorragenden und zuweilen eben amüsant dar gebrachten Beispielen rüber zu bringen. Und wenn jemand in 15 Minuten 68 Mal „Right“ und 49 Mal „Ok“ sagt (ja, Jochen hat mal gezählt) ist das für sich einfach schon aufheiternd. Ansonsten befinden wir uns auch so mittlerweile richtig im Uni-Leben. Es gibt einiges zu tun und die ersten Assignments, also Prüfungen in Form von Aufsätzen oder Reports die wir zuhause bearbeiten, haben wir schon abgegeben.

Nachdem die ersten beiden Wochen herum waren, haben wir das erste Mal einen Wochenendtrip gemacht. Wir haben zwei neu gewonnene Freundinnen (Maria aus Kanada und Lisa aus Deutschland) eingeladen mit uns zur Bay of Islands, zur Bucht der Inseln zu fahren. Diese Bucht liegt ca. 350km nördlich von Auckland und befindet sich an der Ostküste. Nach ca. drei Stunden Fahrt waren wir dort. Wir entschieden uns zunächst einen nahe gelegenen Wasserfall anzuschauen. Dieser konnte jedoch nicht mit denen der Südinsel mithalten. Anschließend setzten wir mit einer kleinen Autofähre zur in der Bucht gelegenen Halbinsel über auf der sich unter anderem das verträumte Städtchen Russell befindet. Dort parkten wir erstmal den Wagen und schlenderten ein wenig über die Uferpromenade und den Pier. Hier konnten Andi und ich auch zufällig einen Blick auf ein Monster von einem Fisch werfen, da gerade eins von den Charter-Booten zurückkam. Das war der größte Fisch den ich bis jetzt gesehen habe (also Seaworld mal ausgenommen). Nach einem kühlenden Eis ging’s dann auf die obligatorische Suche nach einem geeigneten Platz für die Nacht. Dieses Mal brauchten wir allerdings etwas mehr Platz, da wir zwei Zelte dabei hatten. Zunächst klapperten wir einige Strände ab, die auch alle sehr schön waren, an denen aber überall dicht an dicht Wohnhäuser standen. Eher ungünstig für unsere Zwecke. Wir beschlossen ein bisschen weiter raus zu fahren und landeten auf einer kleinen Landzunge die sich über der Bucht erhob. Eigentlich sah es auch hier nicht danach aus, dass wir was finden würden, da auch hier jede Menge (sogar ziemlich schöne) Häuser standen. Doch manchmal wird man ja bekanntlich überrascht. Am Ende der Straße fanden wir in einem Wendehammer eine verlassene Einfahrt die noch weiter auf den Hügel der Landzunge führte. Wie sich bald herausstellte, war es eher ein Weg der immer weiter in
Richtung der Spitze führte. Bald erkannten wir, dass es sich um ein nicht bebautes privates Gelände handelte. Nach ungefähr zwei Minuten Fahrt endete der Weg plötzlich. Wir standen mittlerweile mitten im Wald. Doch ein kleiner Trampelpfad führte weiter ins Dickicht. Neugierig wie ich bin begann ich den Pfad zu erkunden, während die anderen beim Wagen warteten. Und was soll ich sagen, die Lichtung die sich nach ca. 3 Minuten vor mir auftat verschlug mir die Sprache. Man hatte die ganze Zeit nichts sehen können, doch jetzt stand ich auf dem höchsten Punkt der Landzunge und von der Lichtung aus konnte man durch eine Lücke in den Bäumen einen herrlichen Blick auf die Bucht und das umliegende Meer genießen. Noch dazu war die Lichtung mit geschätzten neun Quadratmetern gerade groß genug für unsere beiden Zelte und der Boden bestand an dieser Stelle aus weicher trockener Erde und getrockneten Tannennadeln. Mit Sicherheit unter den Top 2 unserer bisherigen Wildcamp-Erfahrungen. Da stimmten mir auch die anderen zu und so verbrachten wir die Nacht an diesem bezaubernden Ort nachdem wir einen malerischen Sonnenuntergang bewundern konnten.
Am nächsten Morgen genossen wir ein gutes Frühstück in einem Café in Russell und machten uns dann auf den Weg zu einem, ein paar Kilometer entfernten Strand. Dort verbrachten wir den ganzen Tag und, man mag es kaum glauben, Joe und Andi fingen ihren ersten Fisch! Und nicht einer biss, sondern gleich drei!
Als die Sonne sich dem Horizont näherte machten wir uns auf den Weg die Halbinsel zu umrunden um wieder auf den Weg nach Auckland zu kommen. Da es aber schon später Nachmittag war, begannen wir erneut einen Platz für unsere Zelte zu suchen. Und als hätte es das Glück an diesem Wochenende noch nicht gut genug mit uns gemeint (schönes Wetter, atemberaubender Zeltplatz in der ersten Nacht, erster Fischfang seit Beginn unserer Reise) fanden wir ein weiteres Kronjuwel von einem Zeltplatz und somit den anderen Platz der Top 2.
Wir hatten gerade ein Stückchen unbefestigten Weges hinter uns gebracht, als links von uns eine winzige Bucht auftauchte. Gut 50 Meter abseits des Weges war dort hinter einem Feld ein Fleckchen weiches sauber gemähtes Gras zu erkennen. Als wir den Platz erkundeten stellten wir schnell fest, dass es sich auch hierbei um Privatgelände handeln musste. Allerdings sahen die Bänke, Fischerhäuschen und das in der Nähe festgemachte Boot so aus, als wäre seit Wochen niemand dort gewesen. Wir kehrten zur Straße zurück und gingen zu dem Haus, dass gegenüber auf einer Anhöhe lag. Dort trafen wir „Nick“ (1,90m hoher tätowierter Schrank, bei dessen Anblick ich nachts die Straßenseite wechseln würde), der uns erklärte, dass es sein Bootsplatz sei, wir diesen aber für die nächste Nacht nutzen könnten. Ich liebe dieses Land! Wir genossen einen herrlichen Abend mit den vorher eingekauften Leckereien. Die meisten davon könnt ihr aufgereiht auf dem Dach unseres Karrens bewundern. :-P
Am nächsten Morgen fuhren wir an der Küste entlang eine schöne Route nach Hause. Damit war unser erster Wochenendtrip beendet und unterm strich waren es wirklich zweieinhalb schöne Tage.

Ein Wochenende später stand direkt ein neues Highlight auf dem Programm: Der Besuch unseres ersten Rugbyspiels!
Rugby ist in Neuseeland neben Cricket Volkssport Nr. 1! Deshalb wollten wir uns nicht die Gelegenheit entgehen lassen, das Team von Auckland, die Auckland Blues, einmal live zu sehen. Wir buchten also mit fast der ganzen Gruppe Tickets für das Spiel der Blues gegen die Stormers. Die Stormers sind in Kapstadt, Südafrika zuhause. Dazu muss man wissen, dass die Neuseeländischen Teams mit denen aus Australien und Südafrika in einer Liga spielen, der so genannten „Super 14“. Die Tickets buchten wir über Base Travel, derselben Gesellschaft, der auch die Jugendherberge gehört, in der wir zu Beginn und Ende unserer Tour in Neuseeland in Auckland genächtigt haben.
Schließlich trafen wir uns am Samstag den 22. März um 14 Uhr in der Terrassenbar der Hostels. Dort trafen wir andere der großen Gruppe mit der wir zum Stadion fahren würden. Während manche schon mal ein erfischendes Bierchen zischten, begannen die Organisatoren damit, die anwesenden mit blauer und weißer Gesichtsmalfarbe standesgemäß auf das anstehende Ereignis vorzubereiten. Derweil erklärte ich mich auf mehrmaliges Nachfragen des Barkeepers hin bereit, das im Preis inbegriffene Barbeque zu übernehmen. Naja, gut er bot mir dafür auch ein paar Freigetränke an. 50 Würstchen später und mindestens einen Liter Körperflüssigkeit ärmer (Grillen in praller Sonne ist eben kein Zuckerschlecken) war ich dann doch froh wieder in den Schatten zu dürfen um ein verdientes kühles Blondes zu genießen.
Mittlerweile war es auch 16 Uhr und wir bestiegen alle zusammen den grellgrünen „Kiwi-Experience“-Bus (frei übersetzt: Neuseeland Erfahrung) der uns zum „Eden Park“ brachte, dem Heimstadion der Blues. Dort war auch schon ordentlich Stimmung. Es gab eine Pre-Game-Show inklusive einer spektakulären Motorrad-Jump-Show. Auch das eigentliche Spiel war über weite Strecken ziemlich spannend und endete mit einem 17:14 für die Gastgeber. Wir ließen den aufregenden Tag in der Kellerbar des Hostels ausklingen, wo wir noch ein letztes im Ticket-Paket-Preis inbegriffenes Bier genossen. Fotos von diesem Event werden wir nachreichen.

Am letzten Wochenende gab’s auch ein kleines Highlight. Samstagabend stand der Besuch des Asta-Clubs in Downtown Auckland an. Das an sich macht es vielleicht noch nicht zu etwas Besonderem, hätte es an diesem Abend dort nicht eine Hed Kandi-Party (Gott, hoffentlich hab ich das jetzt richtig geschrieben. Jochen und Jens bringen mich um ;) ) statt gefunden.
Dem einen oder anderen ist vielleicht das aus dem Vereinigten Königreich stammende Musiklabel „Hed Kandi“ ein Begriff. Das 1999 von Mark Doyle gegründete Label konzentriert sich auf House und Vocal-House Musik und hat mehrere international renommierte DJ’s unter Vertrag die weltweit auflegen.
Die DJ’s wurden ihrem Ruf durchaus gerecht und der ein oder andere von uns feierte und tanzte noch bis in die frühen Morgenstunden, nicht wahr?

Diese Woche wurde es dann zum ersten Mal Ernst. Nachdem wir in den letzten Wochen schon ein paar kleinere Tests absolvierten hatten wir am Montag, punkt vier nachmittags (danach wird das Abgabefach geleert) unsere erste größere Hausarbeit einzureichen. Und ich denke wir haben auch alle ganz ordentlich elaboriert ob und warum die Nachfrage- bzw. Produktionsunsicherheit für Speiseöl aus Avocados hoch oder eher gering ist.

So. Jetzt habt ihr den aktuellen Stand. Es ist Freitag, 4. April 2008, 17:22 Uhr und ich sitze auf einer Wiese im Albert-Park. Heute Abend zelebrieren wir zum zweiten Mal den Geburtstag eines Freundes. Klingt komisch, is’ aber so. Letzte Woche Freitag haben wir ihm zu Ehren in einem mongolischen All-U-Can-Eat-Laden gespeist, hatten aber kein Geschenk für ihn. Das besteht nämlich aus verschiedenen Teilen die noch nicht alle vorhanden waren. Also gibt’s heute Abend noch mal so ne Art Überrschungsparty für ihn, diesmal – tadah! – mit Geschenk.

Nächste Woche stehen die nächsten Hausarbeitsabgabetermine an und wir schreiben unseren ersten Neuseeländischen Midterm-Test.

Aaaaaber danach, da könnt ihr euch wieder auf einen Reisebericht freuen, denn vom 13. bis zum 18. April haben wir eine ganze frei. „Midsemester Break“ nennen die das hier. In dieser Woche werden wir den bisher unerforschten Südteil der Nordinsel erkunden. Für alle Geologen: Das wird das Gebiet südlich des großen Lake Taupo sein. Man darf gespannt sein.

Vorher wird es aber mit Sicherheit noch einen Blogeintrag zur nächsten Woche geben. Versprochen. Diesmal wirklich. ☺

Bis dahin: „Bleiben Sie uns gewogen!“



Euer Reini



P.S.: Wer mir sagen kann von wem dieses geflügelte Wort stammt, schreibt eine Antwort ins Gästebuch. Es winkt eine Ansichtskarte aus Neuseeland mit einem Kunstwerk der Abenteurer, samt Autogrammen versteht sich! Ist das nicht was? ☺

Außerdem möchten wir uns noch Mal für die unglaubliche Anzahl an Gästebucheinträgen bedanken. Ihr seid großartig! Wir möchten die ganze Sache hier noch interaktiver gestalten und weil ich die anderen nicht so richtig für den Namen unseres Schlittens begeistern kann, möchte ich euch bitten Vorschläge für einen funkigen Namen zu posten. Viel Spaß!

Und zum Schluss noch was in eigener Sache: Radio Emscher Lippe (REL, der größte Sender im Ruhrgebiet wo gibbt!) hat mich heute gefragt ob ich ein Telefoninterview mit ihnen machen möchte. Und jetzt behauptet nicht wieder ich hätte danach gefragt! ;-) Ich hab am Mittwoch morgen das Champions League Viertelfinale unseres geliebten S04 per REL-Livestream (Online Radio) verfolgt und zwischendurch eine Grußbotschaft ins Studio geschickt. Naja und heute bekam ich eine Anfrage für ein Interview. Sollte ich Details zum Sendezeitpunkt erfahren, melde ich mich natürlich. Juchuu, ich werde berühmt!! :)