...uuuuuuuund da isser wieder!
Hallo und willkommen zurück zum zweiten Teil des Südteil-der-Nordinsel-Tour-Berichtes. Wo war ich stehen geblieben? Ach, ja:
Wir sind also am Dienstag Abend (08.04.08) in Wellington eingetroffen. So gegen 19:30 Uhr. Ein weiteres Mal zogen wir den Reiseführer (nein, nicht den „Anhalter“) zu Rate um eine geeignete Unterkunft für die Nacht zu finden. Wie sich herausstellte war die meistgepriesene Unterkunft bereits ausgebucht und so begnügten wir uns mit dem, nahe des Stadtzentrums gelegenen, Großhostel. Was direkt mal wieder auffiel: Die Preise steigen erheblich wenn man in den größeren Städten übernachtet. Wir haben glatte zehn Dollar mehr bezahlt als den kleinen Dörfern. Nach dem einer von den Jungs an der Rezeption uns mit einer, an ein abstraktes Kunstwerk erinnernden Zeichnung beschrieb, wo in der Stadt das beste Sushi zu finden sei, machten wir uns auf den Weg die Stadt zu erkunden. Obwohl es bereits dunkel war, liefen wir knapp 1 ½ Stunden umher und ließen uns von der Atmosphäre mitreißen. Gut, die Atmosphäre mussten wir uns ein bisschen selbst machen, denn Mittwoch abends ist in Wellington nach acht irgendwie tote Hose. Nachdem wir so einige schöne Ecken der Stadt gesehen hatten, beschlossen wir den anstrengenden Tag in einem der Irish Pubs ausklingen zu lassen. Auf die kann man sich im Zweifel immer verlassen, da viele von denen täglich Live-Musik anbieten. Gesagt getan. Die Stimmung nach und nach richtig ausgelassen (vielleicht auch mit jedem Pint) und so wandelte sich das „ausklingen lassen“ nach und nach in die Entscheidung die Nacht ausgiebig zu nutzen. Nachdem traurigerweise die Band um Mitternacht aufhörte zu spielen, zogen wir in einen anderen Pub um dort noch bis spät zu feiern.
Am nächsten Morgen war ich topfit. Komisch eigentlich. Die anderen hatten aber diesmal irgendwie größere Startschwierigkeiten als ich. Das erste was mir an diesem Morgen auffiel war, dass unser Fenster keine 100m von der Hauptfeuerwache Wellingtons entfernt war. In Auckland hätten wir kein Auge zu gemacht. Wellington ist eben wirklich um einiges gemütlicher als die einzige Millionenstadt Neuseelands.
Zunächst machten wir einen Spaziergang durch die Stadt, auch um ein geeignetes Frühstückscafé zu finden. Gestärkt für den Tag ging es mit einer historischen Standseilbahn hinauf zu den botanischen Gärten der Stadt. Von dort aus hat man auch einen netten Ausblick auf das Zentrum und den Hafen. Nachdem wir viele wunderschöne Pflanzen mit farbenfrohen Blüten bewundern konnten (was manchmal noch schöner ist, wenn’s geregnet hat) ging es am sonderbar anmutenden Regierungsgebäude vorbei, zurück zum Hafen. Dort besuchten wir das „Te Papa“, das Museum von Neuseeland.
Das moderne Gebäude beherbergt permanente Ausstellungen über die Geschichte Neuseelands (auch geologisch), die Maori-Kultur, sowie das heutige Leben in „Aotearoa“. Außerdem gibt es einen eigenen Landschafts-Außenbereich mit Höhlen, einem Wasserfall und einer archäologischen Ausgrabungsstätte. Das Museum insgesamt mehr ein Museum „zum anfassen“, sehr interessant und auf jeden Fall einen Besuch Wert wenn man gerade mal in Wellington weilt. Außerdem dem ist es, wie viele Museen in Neuseeland, kostenlos.
Das Museum war so interessant, dass wir statt der geplanten zwei, fast vier Stunden dort verbrachten und so setzte die Dunkelheit bereits wieder ein, als wir nach draußen kamen. Wir füllten noch schnell unseren Proviant so wie den Tank auf und machten uns auf den Weg Richtung Nord-Osten.
Unser Tagesziel war eigentlich Hastings oder Napier in der Hawke Bay. Da wir aber ca. vier Stunden hinter dem Zeitplan und alle ziemlich müde waren entschieden wir uns in Masterton, am State Highway 2, in ein kleines Hostel einzuchecken. An dieser Stelle muss ich mal erwähnen, dass es, seit wir von Taumarunui Richtung New Plymouth aufgebrochen waren, nur sporadisch aufgehört hat zu regnen. Wir hatten ein wenig Glück in Wellington aber als wir aus Wellington raus waren, ging’s auch schon wieder los. Das war vermutlich einer der Hauptgründe dafür, dass wir in dem Hostel in Masterton, einen ganzen Flur für uns hatten. Nach dem uns der, durchaus etwas angeheitert, aber nett wirkende Hostelbesitzer (er hätte fast seine eigene Topfpflanze auf dem Flur umgerannt) herum geführt hatte, genossen wir einen ruhigen Abend bei ein paar Bier und Geschichten.
Der Donnerstag begann wie der Mittwoch aufgehört hatte. Wir fuhren den SH 2 in strömendem Regen weiter nordwärts Richtung Napier, wo wir nun nur einen kurzen Mittagsstopp einlegen wollten. Im weiteren Verlauf sollte es allerdings der aufregendste Tag der Tour werden.
Napier ist ein entspanntes gemütliches kleines Städtchen. 1854 gegründet (Maoris lebten dort natürlich schon lange vorher), wurde es 1931 von einem starken Erdbeben (knapp 8 auf der Richter-Skala) dem Erdboden gleich gemacht. Danach hatte die Region allerdings 40 Quadratkilometer mehr Fläche. Das Beben hatte den Meeresgrund rund um Napier auf zwei Meter über dem Meeresspiegel angehoben. Napiers Flughafen war früher mehr „Hafen“ und weniger „Flug“.
Nach einem hervorragenden Mittagessen in einem der chilligen Cafés der Stadt machten wir uns auf den Weg zum Te Urewera National Park. Wir hatten geplant Richtung Rotorua zu fahren und wollten statt des „langweiligen“ Statehighways die interessantere Route mitten durch den Nationalpark nehmen. Langweilig habe ich übrigens deswegen in Anführungszeichen gesetzt, weil der durchschnittliche neuseeländische Statehighway außerhalb der großen Städte für einen Otto-Normal-Mitteleuropäer zehnmal aufregender ist als beispielsweise die A3 zwischen Köln und Frankfurt.
Schon kurz nachdem wir bei Wairoa auf den SH 38 Richtung Norden abgebogen waren, tauchten erneut die ersten Warnhinweise auf: „Tank auffüllen!“, „Gravel Road“ (englisch für „unbefestigte Straße“) und natürlich Warnungen vor diversen Tieren die queren. Irgendwann kurz vor dem Nationalpark fuhren wir mal an einem Schild vorbei, ich glaubte so was gelesen zu haben wie: „Straße wegen starkem Regen GESCHLOSSEN!“ Naja, wir haben ja den Colonel – uns kann nichts passieren. Auch ein anderes Schild machte Eindruck und ich ärger’ mich immer noch, dass ich kein Foto gemacht habe: „Gravel Road next 160 Kilometres!“ Und unbefestigt kann hier schon mal heißen, dass man da besser nur mit ’nem Geländewagen mit Allradantrieb lang fährt. Vor allem wenn’s die ganze letzte Woche geregnet hat und immer noch tut. Alles egal, es gab kein zurück mehr.
Alles ging gut und wir hatten einen Heiden-Spaß. (Hm, irgendwie muss ich gerad’ darüber nachdenken, warum das „einen Heiden-Spaß haben“ heißt. Ob die Heiden damals mehr Spaß hatten als religiöse Menschen? Und heute? Hm, heute heißt das Atheist ☺ ) Spaß bekam dann allerdings einen kurzen Dämpfer. Wir waren ca. eine halbe Stunde gefahren als Maria plötzlich fragte: „Riecht es hier nach verbranntem Gummi?“, woraufhin ich das Fenster runterkurbelte, Nase raus hielt und dann intelligenter Weise feststellte: „Ja, aber nur im Wagen.“ Und nach dem wir nur Sekunden auf ein Stückchen asphaltierte Straßen rollten und es sich immer noch unbefestigt anfühlte, was übrigens ein merkwürdiges Gefühl ist, war klar: Wir hatten einen Platten auf dem hinteren rechten Reifen.
Glücklicherweise waren wir bestens mit Ersatzrad und Wagenheber gerüstet und nachdem wir einmal gesamten Kofferraum ausräumen, Wagen heben, Rad runter, Rad drauf, Wagen senken und gesamtes Gepäck wieder verstauen hinter uns hatten setzten wir die Fahrt fort. Jetzt allerdings sehr viel vorsichtiger, da der Ersatzreifen nicht mehr besonders viel Profil hatte.
Mit der Zeit hatte die Dämmerung wieder eingesetzt und wir wollten unsere fahrt nicht im Dunkeln fortsetzen. Einerseits um die schöne Landschaft nicht zu verpassen und andererseits speziell nicht auf dieser Straße. Wir hatten Glück. Wir waren nur ein paar Kilometer vom einzigen Caravan-Park weit und breit entfernt. Dort mieteten wir eine, der wie Fischerhäuschen anmutenden Hütten. Da es unser letzter Abend der Reise war, wollten wir diesen auch gebührend ehren. Leider gingen uns die Mittel zum ehren aus. So machten Maria und ich uns auf den halbstündigen Weg zurück in das nächstgelegene Dorf wo wir eine Bar fanden, die uns die passenden mittel verkaufte. Doch gerade als wir bezahlen wollten – ging das Licht aus. So waren wir gezwungen noch ein paar Minuten in der, plötzlich von Kerzen erleuchteten Bar zu warten bis alles reorganisiert war. Als wir fast gut eine Stunde später wieder zu den beiden anderen stießen, stellte sich heraus, dass der gesamte Nationalpark unter einem Stromausfall litt. Das tat der Stimmung allerdings alles andere als einen Abbruch. Wir bekamen von den bestens gerüsteten Parkbesitzern Kerzen und so hatten wir einen gemütlichen und lustigen Abend in der Hütte. Vor allem „lustig“ könnt ihr unschwer auf den Bildern erkennen. ☺
Da wir nicht einmal die Hälfte des Weges durch den Nationalpark gemacht hatten, fuhren wir am nächsten Morgen zeitig los. Es war ein unvergesslicher Ritt durch eine gänzlich unberührte Landschaft (sieht man mal von dem Trampelpfad von Straße ab). So gelangten wir am frühen Nachmittag schließlich zu der vulkanisch aktivsten Region Neuseelands. Die Umgebung dort ist atemberaubend. Oft auch im wortwörtlichen Sinne, denn der beißende Geruch von Schwefel ist ständiger Begleiter in diesen Gefilden. Der Höhepunkt dieser letzten Etappe war sicherlich der Besuch des „Waiotapu Thermal Wonderland“. Der 1886 von der Eruption des Vulkans Mt. Tarawera erzeugte Landstrich ist übersät mit fantastischen Seen, messerscharfen Felsformationen, farbenfroh schillernden Gewässern und blubbernden Matschsümpfen. Noch einmal Kamera-Dauertest und dann ging es ab an die Ufer des Lake Rotorua um ein letztes Mal auf diesem Trip einen schönen Sonnenuntergang zu genießen.
Danach brach endgültig die große Traurigkeit aus, denn es ging nach einer tollen Woche wieder zurück nach Auckland. Speziell Jochen und mir viel auf, dass sich das diesmal allerdings ganz anders anfühlte, als die Rückkehr von unserem Südinseltrip. Mittlerweile wohnen wir seit zwei Monaten in Auckland und haben dort so etwas wie ein Alltagsleben. Es fühlte sich mehr nach zurück in den Alltag an als bei unserer Rückkehr von der Südinsel. Da war alles noch neu und ungewiss. Auf der einen Seite ist das schön, denn man weiß, dass man eine Wohnung hat die auf einen wartet. Auf der anderen Seite ist das aber auch viel schlimmer, denn man weiß auch, dass da viel Arbeit auf einen wartet.
So, das war der Bericht von Jochens und meiner Südinseltour Südteil-der-Nordinsel-Tour mit Johannes und Maria. Schon nächste Woche dürft ihr euch auf weitere spannende Geschichten freuen. Eine wird sicherlich dieses Wochenende entstehen. Jochen und ich machen uns mit seinen Unisport-Handball-Kollegen auf den Weg nach Wellington. Dort wird sein Team an dem einmal im Jahr stattfindenden nationalen Meisterschaften teilnehmen. Ja, genau, so groß ist Handball hier. Das ist wie Bundesligasaison an einem einzigen Wochenende. So wie bei uns wahrscheinlich Cricket.
Also macht’s gut und haltet die Stellung! Bis nächste Woche!
Der Reini
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1 Kommentar:
Chapeau Herr Reinbold! (oder wie man das als nicht-Franzose auch immer schreibt... ;-)
Einmal mehr kommt's einem vor als ob man live dabei gewesen wäre. Und das obwohl ich wegen meiner lahmen INet-Verbindung kein einziges Bild gesehen hab.
Haut weiter ordentlich auf den Putz!
Lg aus Kiew
Der Krapfen
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